Gemeinsames Leben

Schulgeschichte - Von der Lateinschule zum Gymnasium Horb

Hier finden Sie zwei Texte zur Schulgeschichte des MGG. Der erste ist verfasst von OStD a. D. Wolfgang Schmid, der zweite Text stammt aus Schülerhand. Es gibt inhaltliche Überscheidungen, doch legt Herr Schmid mehr Gewicht auf die frühere Geschichte, und der Schülertext beschäftigt sich mehr mit der jüngeren Entwicklung.

Schule historisch

Eine kurze Geschichte

Erstmalig 1282 erwähnt (Württembergisches Urkundenbuch VIII 337) , war die Horber Latein-schule die typische Schule einer kleinen Stadt. Im Gegensatz zu Lateinschulen in größeren Städten, die sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts, besonders aber in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu mehrklassigen Gymnasien entwickelten, blieb die Horber Lateinschule eine einklassige Zubringerschule für die Gymnasien in Rottweil und Tübingen, sowie die Konvikte in Rottweil, Ehingen und Ellwangen. Dies änderte sich auch nicht nach der Ein­gliederung der vorderösterreichischen Stadt Horb in das neugebildete Königreich Württemberg unter Napoleon; erst um die Wende des 19. zum 2o. Jahrhundert wurde die Schule zweiklassig. Im Schuljahr 1839/40 besuchten z.B. acht Schüler die Untere, drei die Mittlere und fünf die Obere Abteilung der Lateinschule. Ihr Lehrer war gleichzeitig Ortsgeistlicher.

Im Spätherbst 1865 wurde die einklassige „Realschule“, vergleichbar mit dem heutigen naturwissenschaftlichen Gymnasium, mit 20 Schülern in zwei Abteilungen eröffnet. 1905 wurde dann eine zweite Lehrerstelle für die Realschule bewilligt. 1907 wurde erstmals ein Mädchen in die Lateinschule aufgenommen.

1920 erfolgte der Zusammenschluss von Latein- und Realschule. Die insgesamt 141 Schüler in den Klassen 1 bis 5 waren in drei Gebäuden untergebracht. Die Einführung der 6. Klasse im Jahre 1936 ermöglichte erstmals den Erwerb der Mittleren Reife in Horb; bis dahin mussten die Schüler für das letzte Jahr nach Rottenburg, Rottweil oder Tübingen fahren. Im Zuge der Neuordnung des Schulwesens erfolgte 1937 die Um-benennung in „Oberschule für Jungen“. Unterrichtet wurde u.a. Englisch ab Klasse l, Latein ab Klasse 3, Französisch ab Klasse 6. Die Abiturprüfung nach Klasse 8 musste in Rottweil abgelegt werden.

Am 26.03.1945 wurde der Unterricht kriegsbedingt eingestellt. Nach den Aufräum-arbeiten in den Schulräumen im Sommer konnte dann im Herbst 1945 der Unterricht wieder beginnen.
Am 22.10.1945 erfolgte die Einrichtung einer städtischen Oberstufe mit den Klassen 7 und 8. Sie war rechtlich getrennt von der 6-klassigen staatlichen Oberschule, stand aber unter der gleichen Leitung. Am 03.09.1948 wurde die Genehmigung zur Weiter-führung der Klassen 7 und 8 und Einrichtung der Klasse 9 erteilt. Die drei Schülerinnen der Klasse 9 mussten allerdings einmal wöchent­lich nach Rottweil zum Physik- und Chemie-Unterricht fahren, da in Horb die hierfür benötigten Fachräume fehlten. Horb hatte dann im Sommer 1949 seine ersten drei Abiturientinnen. Ab 1954 wurde auch die mündliche Reifeprüfung in Horb durchgeführt; die früher in Nagold stattfand.

Mit Beginn des Schuljahres 1956/57 wurde die Horber Oberschule schließlich eine staatlich anerkannte Vollanstalt, die Horber Sonderlösung hatte ein Ende. Am 01.06.1957 konnte der dringend benötigte Neubau auf den Neckarwiesen eingeweiht werden. 1967 folgte dann ein erster Erweiterungsbau mit Fachräumen für Biologie, Chemie, Musik und Bildende Kunst, der heutige „Fachtrakt“, und dann 1971 der zweite Erweiterungsbau, der heutige „Neckarbau“, als reines Klassenzimmergebäude. Diese Gebäudeteile wurden schließlich 1980 durch den „Zentralbau“ miteinander verbunden.

Am 04.07.1984 erhielt die Schule den Namen „Martin-Gerbert-Gymnasium“.

Als bislang letzter Teil wurde am 01.10.2002 der „E-Bau“ eingeweiht.

Zusammengetragen von Hans-Jürgen Löffler, 1982, ergänzt und überarbeitet von Wolfgang Schmid, 2005

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Martin Gerbert

Fürstabt Martin Gerbert war einer der bedeutendsten Äbte des Klosters St. Blasien (geb. 12.08.1720 in Horb, gest. 13.05.1793), ein Mann zwischen Barock und Aufklärung.

Gerbert gründete 2 Krankenhäuser, eine Waisenkasse, Rothaus-Brauerei in der Grafschaft Bonndorf im Südschwarzwald, die dem Kloster gehörte, er gilt als einer der letzten Universalgelehrten.

Gerbert ließ die 1768 niedergebrannte Abtei und Kirche St. Blasien in neuem Stil aufbauen.

Das Martin Gerbert Gymnasium früher und heute

Das Martin-Gerbert-Gymnasium, kurz MGG, ist am Horber Stadtrand gelegen, direkt am Neckar. 1978 besuchten etwa 950 Schüler das MGG. Diese Angaben war bis dato die höchste Anzahl an Schülern in der Geschichte der Schule. Die Höchstmarke könnte bald wieder erreicht werden. Momentan (2015) besuchen 723 Schüler das MGG, aufgeteilt in 32 Klassen (einschließlich Kursstufe). Sie werden von 62 Lehrern unterrichtet: Von den Schülern sind ca. 52% weiblich, ca. 48% männlich. Ca. 60% der Lehrer sind männlich und ca. 40% weiblich.

Die Geschichte des MGG beginnt um 1282. Damals wurde das erste Mal ein Lateinschuldirektor in Horb erwähnt. Die einzige Quelle ist eine Urkunde aus dem Jahr 1282, auf welcher der Horber Lateinschuldirektor Eberhard als Zeuge genannt wird.

Das MGG war demnach über 700 Jahre eine Lateinschule. Es gibt keinerlei Schülerakten. oder ähnliches von damals, doch es ist anzunehmen, dass die Schule auch die weiteren Jahre bestand.

1865 wurde die Realschule gegründet. Diese so genannte „Realschule“ entsprach dem heutigen naturwissenschaftlichen Gymnasium.

Die Latein- und die Realschule wurden 1920 zusammengelegt.

Vor 1956 war das MGG ein Progymnasium, weshalb es nur möglich war, die Mittlere Reife zu erlangen. Falls man jedoch das Abitur machen wollte musste man auf andere Schulen, wie z.B. nach Rottweil, wechseln. Nach dem 2. Weltkrieg, etwa 1945/46 traten, bedingt durch die Eisenbahnverbindungen, Transportprobleme auf. Deshalb gab es ursprüngliche eine Sonderkonstruktion. Die oberen Klassen wurden von der Stadt und dem Landkreis Horb getragen, da die Ausweitung auf 9 Jahre vom Ministerium nicht genehmigt wurde. 1956 bekam das MGG die endgültige Genehmigung zu dieser Ausweitung.

Daraufhin wurde 1957 der Neubau in den Kelterwiesen bezogen. Dieser wird heutzutage als Altbau bezeichnet. 1966 wurde das Schulgebäude um naturwissenschaftliche Fachräume, sowie einen Musik- und einen Zeichensaal erweitert.

1972 kam noch die Erweiterung durch den Neckarbau hinzu. In diesem Teil des Schulgebäudes sind 12 Klassenräume vorhanden. Laut Aussage einer ehemaligen Realschülerin, die zu jener Zeit in die 5. Klasse ging, wurde der Neckarbau etwa 1 Jahr von der Realschule genutzt. Diese befindet sich jedoch seit etwa 3 Jahrzehnten auf dem Horber Hohenberg.

Durch die Einführung der Leistungskurse (LK) 1978 wurden erhöhte Anforderungen an die naturwissenschaftlichen Räume gestellt. Da in den LK auch Praktika gemacht werden sollten, benötigte man, in der Physik, Biologie sowie Chemie, nicht nur je einen Hörsaal, sondern auch je einen Raum, der die Vorraussetzungen , um die Praktika durchzuführen, erfüllt. Diese Räume verfügen über Strom-, Gas-, und Wasseranschlüsse. Vor der Einführung der LK waren diese Räume nicht vorhanden. Deshalb wurde die Schule 1980 durch den Zentralbau mit weiteren Klassenzimmer und Änderungen der naturwissenschaftlichen Fachräume erweitert.

Durch die stetig wachsenden Klassen gab es immer weniger Räume, in denen die Schüler untergebracht werden konnten. Deshalb wurde 2002 der Erweiterungsbau mit sechs Klassenzimmern und zwei Fachräume fertig gestellt. Diese Fachräume werden als Zeichensäle genutzt.

Dadurch wurden zwei Räume im Erdgeschoss des Fachraumbaus frei. Einer dieser freigewordenen Räume wird mittlerweile als Biologiesaal genutzt, in dem anderen Raum wird hauptsächlich das Fach Naturphänomene unterrichtet.

Das MGG besteht heute aus sechs miteinander verbundenen Gebäuden: Dem Altbau, dem Fachraumbau, dem Neckarbau, dem Zentralbau, dem Erweiterungsbau und der Mensa. Bis heute hat das MGG drei Biologiesäle, je zwei Physik-, Chemie-, Musik- und Zeichensäle, einen Erdkundesaal, eine Bibliothek, einen Werkraum und drei Computerräume, wovon einer speziell für die Schüler eingerichtet wurde. Weiter hat das MGG etwa 25 Klassenzimmer, zwei Aufenthaltsräume, eine große Küche, eine kleinere Schülerküche und noch einige weitere Räumlichkeiten, wie z.B. den Theaterfundus für die Theater AG.

Fast alle Klassenzimmer besitzen einen Internetanschluss inklusive Beamer. Es gibt außerdem Medienwagen, welche mit einem PC und einem Beamer ausgestattet sind.

Letzte Änderung: 5. 9. 2016

Martin oder Fürstabt

Am 16. 7. 2012 erreichte den Webadmin folgender Brief zur Geschichte des MGG, geschrieben von Hagen Körber aus Köln:

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich gehöre zu den Schülern, die 1956 den Umzug von der alten Lateinschule in das neue Gymnasium mitgemacht haben. Folgendes ist vielleicht nicht mehr so sehr bekannt:

Die alte Lateinschule war klein und eng. Wir haben seinerzeit einen Demonstrationszug durch Horb veranstaltet, durch den der Wunsch nach einem Neubau zum Ausdruck gebracht wurde. Das war damals, in „neu-demokratischen Zeiten“ (ca. 1954), noch etwas ganz Außergewöhnliches und wohl auch Ungehöriges. An ein mitgeführtes Schild kann ich mich noch erinnern: „In diesen Bau geht keine Sau!“. Meine Klasse war übrigens nicht im Hauptgebäude, sondern im alten Gasthaus „Hirsch“ neben der Kappel untergebracht, von der Geräumigkeit her durchaus komfortabel und – für uns Schüler günstig – „weit ab vom Schuss“.

Nach dem Bezug des Neubaus, zwischen 1956 und 1959, ist schon einmal der Versuch unternommen worden (vor allem vom einflussreichen katholischenStadtpfarrer Link betrieben), aus dem „Gymnasium Horb“ ein „Fürstabt-Gerbert-Gymnasium“ zu machen. Das ist sehr emotional diskutiert worden, und ich kann mich noch an die stark besuchte Sitzung des Stadtrats erinnern, bei der die Namensänderung mehrheitlich abgelehnt wurde. Dass sie dann später – geringfügig variiert – doch noch kam, hat mich, ehrlich gesagt, überrascht.

Ich hatte gerade den Besuch eines alten Klassenkameraden, und daher kamen dann so ein paar Gedanken an früher auf.

Wir freuen uns auf Euch

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